Wie die Schiestel Madonna ins Rathaus kam.

Aus dem Leben eines Dorfbürgermeisters. Felix Braun Bgm.in Thundorf von 1972 bis 2002 Wie die Schiestel Madonna ins Rathaus kam. Ich war auf einer Bürgermeisterversammlung in Münnerstadt im dortigen Rathaus, im Sitzungssaal fand die Tagung statt. Bei dieser Tagung bewunderte ich in der Südöstlichen Zimmerecke eine mir gut gefallende, wie auch ich damals meinte historische Madonna. Die Versammlung ging zu Ende, ich ging näher zu der Madonna um diese besser betrachten zu können. Mein Bürgermeisterkollege Ferdinand Betzer Bürgermeister der Stadt Münnerstadt, beobachtete mich, kam auf mich zu und sagte: „ Na Felix, gefällt dir die Muttergottes?“ ich antwortete ihm: „ Wo habt ihr denn diese wunderschöne Figur her? “ Ferdl sagte:” Das ist eine Leihgabe vom Hennebergmuseum, die hat der dortige Leiter Herr Genth zusammengetragen.“ Ich fragte:” Wo kommt die den ursprünglich her?” Ferdl sagte:” Wenn ich mich nicht irre kommt die sogar aus Thundorf.“ Ich fuhr an diesem Tag heim und dachte mir, wenn diese wunderschöne Madonna den Sitzungssaal in Münnerstadt schmückt, warum kann die nicht im Thundorfer Sitzungssaal hängen? Diese Begegnung in Münnerstadt ließ mir keine Ruhe. In den nächsten Tagen forschte ich daheim nach. Wo war die Madonna früher in Thundorf bevor diese ins Museum nach Münnerstadt kam. Ein Gespräch beim damaligen Ortspfarrer Rudolf Heller führte auch bei diesem zur Meinung, dass die Madonna doch besser dahin gehört, wo diese herkam. Als ich dann feststellen konnte, dass diese Madonna als Hausfigur am Anwesen der Fam. Alfons Saal Haus Nr. 38 hing und von dort nach Münnerstadt kam, weil man Angst hatte die Figur würde gestohlen. Die Saal hatten als Ausgleich eine andere Hausfigur von Genth erhalten, die Herr Bauer aus Aschach gefertigt hatte und der Landkreis Bad Kissingen bezahlte. Als ich bei der Fam. Saal vorsprach und meine Vorstellung bekannt gab, fand ich sofort offene Ohren für mein Anliegen. Zum Glück erfolgte die Abgabe an das Museum nur als Leihgabe, sodass wir diese Leihgabe nur widerrufen mussten und haben die Madonna der Pfarrer und ich in Münnerstadt bei der Gemeinde abgeholt und diese im Rathaus in Thundorf aufgehängt. Noch etwas zur Historie dieser Figur. Aus dem Haus Nr. 38 ist Richard Saal geb. am 25.Nov. 1892 Priester geworden. Die Priesterweihe empfing er am 23. April 1922 in Würzburg. Zum Anlass seiner Primiz in Thundorf kaufte er vom bekannten Bildschnitzer Heinz Schiestel in Würzburg die Madonna und am Primiz Tag früh wurde diese vom Ortsschmied Herrn Anton Saal am schönen Fachwerkhaus angebracht. Hierzu gibt es ein besonderes Ereignis. Der Schmied stellt die Madonna im Zimmer auf einemTisch ab und war dabei die Konsolen außen an der Wand anzubringen. Durch eine Unachtsamkeit fiel die Madonna um, dabei brachen zwei Finger des Jesuskind ab. Die Madonna hing als Hausfigur von 1922 bis ungefähr 1975 außen an der Wand. Deshalb war diese von der Witterung stark gezeichnet. So kam es, dass der Kunstsachverständige Herr Genth die Figur wesentlich älter schätzte. Aber bei der Fam. Saal war selbst noch die Rechnung vom seinerzeitigen Kauf vorhanden, sodass zweifelsfrei die Identität nachgewiesen werden konnte.

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