Verkauf des alten Rathauses Lindenstr. 9

Als sich abzeichnete, dass die Thundorfer Ev. Luth. Pfarrei mit dem Wegzug des letzten Pfarrers Radau im November 1972 nicht mehr besetzt wird, war mir klar, dass das Pfarrhaus in der Lindenstraße 2 ein ideales Rathaus für die Gemeinde wäre. Denn unser bisheriges Rathaus war 1910 vom Gutsbesitzer Moritz Benkiser für die Gutsarbeiter erbaut. 1929 hatte die Gemeinde dieses Haus für 2 200 RM gekauft. Im oberen Stock waren noch diese Gutswohnungen, im Erdgeschoß war die Milchsammelstelle und um 1960 war dort ein Schulsaal eingebaut worden.

Ich fuhr sofort zur Bezirksfinanzdirektion nach Würzburg, lies mir dort einen Termin bei dem mir bekannten Präsidenten Herrn Dr. Göbig geben und trug mein Interesse am Kauf dieses Hauses vor. Herr Dr. Göbig war nicht abgeneigt das Haus ohne Ausschreibung, zum günstigen Preis zu verkaufen. Jetzt galt es nur noch den Gemeinderat von der Notwendigkeit des Kaufs zu überzeugen. Diese Hürde konnte ich sehr schnell einnehmen.

Aber auch die Evangelische Bevölkerung hing an dem Haus um das diese Kirchengemeinde bis 1848 beim Staat kämpfen musste, bis dort eingesehen wurde, dass die Pfarrei ein neues Haus braucht. Bei dieser Überzeugungsarbeit, kam mir natürlich sehr gelegen, dass Herr Kurt Griebsch Gemeinderat war und die Ev. Luth. Bevölkerung aufklärte. Der Kaufpreis für das Haus lag bei 80 000.- DM. Und die Umbaukosten betrugen ca. 73 974,03 DM. Für das alte Rathaus konnten wir nach einem Schätzgutachten 26 000 DM erlösen. Darüber hinaus erhielten wir eine FAG Förderung zum Kauf und Umbau, deren Höhe ich nicht mehr weiß.

Auch die Anmietung im unteren Stock von der örtlichen Raiffeisenbank kam uns sehr gelegen, weil diese die Miete für 20 Jahre im Vorraus bezahlte. Eine Kuriosität am Rande: Als wir das alte Rathaus zum Verkauf angeboten hatten wohnte noch eine Flüchtlingsfrau zur Miete darin. Da fragte mich eines Tages mein Nachbar Hermann Braun: „Du Felix, wenn Ihr dos alte Gemeehaus verkäfft, wos möchste denn mit die Maruschka?? (Maria Stefan). Schlagkräftig antwortete ich ihm: „Die verkäff ich mit.“ Für die Familie Reinhard Braun kam der Verkauf des Hauses sehr gelegen. Da deren Haus wesentlich zu klein war und das alte Rathaus unmittelbar neben seiner Hofstelle war.

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