Erste Wahlperiode – was gab es noch Erwähnenswertes
Dem ersten Gemeinderat gehörten an:
- Philipp Saal, er wurde 2. Bgm.
- Reinhold Weisensee
- Albin Braun
- Herbert Bretscher
- Kurt Griebsch
- Ewald Saal
- Waldemar Braun
- Leo Braun, der trat nicht an, dafür kam
- Michael Back
Bei meiner ersten Bürgerversammlung im Winter 1978 musste ich eine Pro-Kopf-Verschuldung von 930,- DM bekanntgeben.
In dieser ersten Bürgerversammlung bekam ich viel Kritik vom Obernörgler Alfons Saal. Nach einer Weile Geduld, antwortete ich ihm:
„Alfons, wenn ich lauter solche Bürger wie dich hätte, würde ich heute noch aufhören.“
Daraufhin wurde er ruhiger.
Der Sportverein Thundorf hatte ohne Baugenehmigung mit dem Bau des Sportheims begonnen. Es war ein harter Kampf, eine Genehmigung im Außenbereich zu bekommen. Bei einer Vorsprache bei der Baubehörde mit dem ersten Vorstand des Vereins, Herrn Konrad Heilos, stellte sich heraus, dass der zuständige Jurist im Landratsamt
Herr Fleischer, mit Konrad Heilos auf der gleichen Schule war. Aber trotzdem hat er uns keinen Weg aufgezeichnet, wie wir zu einer Genehmigung kommen können.
Die Regierung von Unterfranken schrieb mir einen bitterbösen Brief, worin unter anderem stand: „Es ist verwerflich, dass die Gemeinde diesen Schwarzbau deckt.“ Aus der Patsche half uns der damalige stellv. Landrat Marko Dyga, der in einer Vertretungszeit die Baugenehmigung aussprach und unterzeichnete.
Die Pro Kopf Verschuldung sank zum 31.12. 1975 auf 760,- DM.
Nach dem Kanalbau mussten die Ortsstraßen natürlich wieder befahrbar gemacht werden.
Folgende Maßnahmen wurden in der ersten Wahlperiode ausgeführt:
Baugebiet Kutschenweg Erschließung 359 365,- DM Ausbau OV-Straße Thundorf-Maßbach im Ortsbereich 93 982,- DM
Linden-und Weichtunger Str, im Ortsbereich 294 085,- DM
Esther-von-Rosenbach-Str. 102 778,- DM
Teilst. Engelbert-Fuchs-Str. 14 235,- DM
Friedhofstr. 40 511,- DM
Gehweg entlang der Theinfelder Str. 31 523,- DM
Decke auf OV Straße nach Weichtungen 30 188,- DM
Beim Ortsstraßenbau habe ich meinen größten Fehler gemacht, weil ich mir vom Landratsamt aufschwätzen lies, dass die erstmalige Herstellung der Straßen möglichst ohne Beiträge der Anlieger geschehen soll. Dies kann sich eine arme Gemeinde wie Thundorf nicht leisten.
Der Erlass einer Innerorts-Ausbaubeitragssatzung wäre schon zum damaligen Zeitpunkt auf jeden Fall besser gewesen.
Als Aufwand für Kanal und Kläranlage gab ich in der letzten Bürgerversammlung bekannt: Gesamtkosten: 1 163 152,- DM
Addiert man die Kosten für Kanal und Straßenbau dieser ersten sechs Jahre zusammen, dann kommt man auf: 2 129 819,- DM Selbst wenn man den Zuschuss für die Kanalisierung von nur 111 000,- DM und die
Beiträge der Bürger von 579 860,- DM abzieht so bleibt für die Gemeinde noch eine zu
finanzierende Summe von 1 438 959,- DM übrig.
Auch die Gemeindegebietsreform war in der ersten Periode Dauerthema. Die Regierung und das Landratsamt sprachen sich in unserem Bereich natürlich für eine Einheitsgemeinde mit Maßbach aus. Die Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft war von den Behörden aber insbesondere auch vom Markt Maßbach nicht gewollt. Dazu kam, dass eine Mitgliedsgemeinde einer Verwaltungsgemeinschaft mindestens 1000 Einwohner aufweisen müsse.
Thundorf und Rothhausen waren sich von Anfang an einig, aber Theinfeld war bereits in der sog. Freiwilligkeitsphase mit fliegenden Fahnen nach Maßbach gegangen und eingegliedert worden. Wenn wir in dieser Situation nicht Freunde unter den verantwortlichen Politikern gehabt hätten, dann wäre es schlecht gewesen.
Motoren für unser Anliegen waren die unvergessenen Abgeordneten Herr MdB Alex Hösel und das MdL Herr Hermann Dürbeck. Mitgekämpft haben auch unsere Kommunalpolitiker Herr Bgm. Alfons Grünewald, Herr Willi Kehl, Herr Reinhard Wiener, Herr Norbert Sturm, Herr Pf. Oskar Pflüger sowie Herr Philipp Saal.
Wenn es uns nicht gelungen wäre, Herrn Emil Schmitt den letzten 1. Bgm. von Theinfeld, auf unsere Seite zu bekommen, zumal er in der Zwischenzeit stellv. Bgm. von Maßbach war, so hätte die Wiederausgliederung von Theinfeld niemals geklappt.
Der Markt Maßbach klagte beim Verwaltungsgericht Würzburg, wir waren als Zeugen geladen und mussten unsere Argumente vortragen.
Auch der Petitionsausschuss des Bay. Landtags wurde von Maßbacher Seite um Hilfe ersucht. Dieser Ausschuss hat sich vor Ort informiert. Der Markt Maßbach musste einen Bus bereit stellen. Neben dem Petitionsausschuss war ein Vertreter der Reg. von UFr. und dem Landratsamt dabei.
Die Fahrt ging über Thundorf nach Theinfeld zurück nach Rothhausen und über Maßbach nach Rannungen. Auf jeder Gemarkung musste der dafür Verantwortliche seine Gemeinde vorstellen und die Argumente aufzeigen die gegen eine Einheitsgemeinde sprechen. Bei dieser Fahrt hat mir der Vertreter der Regierung von Unterfranken Herr Dr. Wachsmut ein Kompliment gemacht. Er sagte mir im Bus „Ich kenne
Thundorf seit vielen Jahren als zuständiger Jurist für die Betreuung der Staatlichen Gebäude. Heute muss ich Ihnen sagen, dass sich Thundorf sehr zum Guten gewandelt hat“.
Das hat natürlich gut getan, denn so ein Kompliment hatte ich bis dato von meinen eigenen Bürgern noch nicht gehört.
Heute 35 Jahre nach Abschluss der Gemeindegebietsreform meine ich, dass sich der damalige Kampf auf jeden Fall gelohnt hat. Wir konnten unsere Selbständigkeit bewahren.
Konnten Theinfeld wieder „heim“ holen. Wir haben die Weichen für die Wahl des Gemeindeparlaments fürs neue Thundorf gestellt. Wichtig war mir dabei, dass möglichst alle drei Gemeindeteile prozentual nach ihren Einwohnern im neu zu wählenden Gemeinderat vertreten sind.
Zu den gemdl. Maßnahmen kam in dieser Zeit auch die Kirchenerweiterung.
1976 wurde die Erweiterung durchgeführt und im Schloss Gruppen- und Versammlungsräume geschaffen.
Die Gemeinde trug mit einem Zuschuss von 30 000,- DM zum Gelingen, neben umfangreichen anderen Zuschüssen von Staat und Diözese bei.
Als Geschenk von der Fam.Ambros Seufert erhielt die Kath. Kirchengemeinde noch eine große Glocke gestiftet. Dies sollte von der Stifterfamilie ein Geheimnis bleiben, wer der Stifter war. Ich durfte mit Philipp Saal nach Bad Friedrichshall fahren, um die Glocke zu holen.
Als wir unten ankamen, hatte der Stifter bereits dort angerufen und eindringlich davor gewarnt, dass nicht der Stifter bekannt gegeben werden solle. Philipp hatte es mir aber schon bei der Fahrt mitgeteilt, unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich.
Aber im Leben eines Menschen passieren oft Zufälle! So war es beim Tod des Stifters. Als Ambros Seufert zu Grabe getragen wurde, streikte auf einmal die Leichenhausglocke. Ich veranlasste dann, dass Philipp Saal in die Kirche ging und dort die von Ambros gestiftete Glocke läutet. So hat die gestiftete Glocke, ihren Stifter ins Grab begleitet.
Noch ein besonderes Ereignis aus den ersten sechs Jahren, darf nicht fehlen. Es war die Heirat von Stefan Bonfig und Rosa Schmitt. Beide waren verwandt, Cousin und Cousine. Rosa wohnte schon lange beim Stefan und machte den Haushalt und half in der Landwirtschaft. Ich war mit dem Schlepper am Runsweg und pflügte. Stefan und Rosa waren ebenfalls am Langeloh beim Pflügen mit ihrem Kuhgespann. Ich hielt an, stieg, wie es damals noch üblich war zu einem kurzen Plausch ab. Im Gespräch kam mir plötzlich, wie durch Gottes Eingebung der Gedanke, die beiden auf eine Heirat anzusprechen, weil ja die Rosa ein Leben lang dort in der Landwirtschaft tätig war, aber weil nicht mit Stefan verheiratet keinen Rentenanspruch aus der Landw. Alterskasse hatte. Ich sagte Rosa, willst du den Stefan nicht heiraten. Aus dem Alter, dass Kinder kommen seid ihr raus und ihr lebt doch sowieso wie Mann und Frau zusammen.
Beide waren erst sehr schockiert und lehnten ab. „Wos soge denn doa die Leut?“ hat die Rosa gesagt. Ich überlegte nicht lange und sagte, die erfahren das doch nicht.
An dem Tag kam noch keine Reaktion von beiden. Kurze Zeit später traf ich wieder die Rosa, sie fragte mich, wie hast du dir denn eine geheime Eheschließung gedacht?
Ich sagte ihr, ich traue euch daheim im Wohnzimmer und verbiete meiner Sekretärin Angelina Weisensee, dass sie darüber redet. So kam es zu meiner einzigen Haustrauung. Die Sache ging lange Zeit gut. Rosa arbeitete damals jedoch auch stundenweise im Hofgut. An einem Samstagvormittag war Zahltag. Die Arbeiter standen Schlange
vor der Bürotür. Drinnen war die Rosa, und Werner Imhäuser hatte eine Lohnsteuerkarte, darauf stand natürlich der Ehename Bonfig, deshalb hat Herr Imhäuser die Rosa auch mit Frau Bonfig angeredet und draußen vor der Tür hat dies Frau Valerie Halbig mitgehört. Das konnte Valerie nicht für sich behalten. Nein, diese Neuigkeit musste
wie ein Lauffeuer unters Volk.